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17. bis Vigo
Seetörn von Charleston nach
Vigo
18. Mai bis
zum 1. Juni 35
Ich hatte meinen Bekannten gesagt, dass wir um 10 Uhr
auslaufen würden, wusste aber nicht, dass wir schon um 8 Uhr
in See gingen. So war auch niemand auf der Pier, und ich
konnte meinen Freunden nicht noch einmal persönlich auf Wiedersehen
sagen. Es war aber nicht zu ändern, und wir legten pünktlich
ab.
Wir fuhren in einer großen Schleife zwei Mal unter
Hängebrücke her. Nach einigen Stunden hatte uns die
offene See wieder. Und etwas später jumpten wir in der wohlbekannten
Atlantikdünung, die uns in den nächsten 14 Tagen noch
manchen Grund zum Fluchen geben wird. Nicht dass sich die
Seekrankheit bei mir irgendwie bemerkbar macht, aber beim
Tragen irgendwelcher Sachen von einer Ecke in die andere zu
rutschen ist unangenehm. Die blauen Flecken lassen ganz von
selbst manches Schimpfwort finden. Die Tage vergehen im
üblichen Gleichmass und die See bietet immer das
selbe Bild. Nur der Gedanke, dass wir stündlich näher zur
Heimat kommen, ist erfreulich. Trotzdem könnten wir noch
länger im Ausland herumfahren. Man hat sich so daran
gewöhnt.
Es war immer gleichmäßig kühl und diesig, als wir wieder Europa und die Küste von
Spanien erreichten. Am 1. Juni, dem Tag unseres Einlaufens in
Vigo trafen wir uns morgens mit der 'Emden', die die andere
Seite der Kugel besucht hatte. Um 10 Uhr ankerten dann beide
Schiffe im Hafen vom Vigo. |
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Vigo 1. Juni 35
Vom sonnigen Spanien war hier in Vigo wirklich nichts zu merken, obwohl es
Sommer ist Es ist kalt und regnerisch. Der Urlaubsanzug ist wieder blau, auch ziemlich
ungewohnt, denn in den letzten Monaten haben wir fast ausschließlich
weiß getragen.
Vigo wird oft von deutschen Schiffen angelaufen, daher
erregten wir auch kein besonderes Aufsehen. Ein Bummel durch
die Stadt zeigte, dass der Ort nichts bietet, was erwähnenswert
ist. Nur das Kastell,
dass sich über die ganze Spitze des Berges erstreckt, bietet einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und
den Hafen, in dessen Mitte unsere beiden Schiffe vor Anker
liegen. |
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Vigo 2. Juni 35
Das Wetter war heute etwas besser, zudem hatte ich Lust,
wieder einmal gut zu tanzen. Ich fand so etwas wie ein
Tanzkabarett und da auch gleich ein Mädel, mit dem ich mich
gut verstand. Sie heißt Palmyra wie die Kleine in Brasilien.
Wir tanzten nur zusammen, und abends brachte sie mich zum
Anlegeplatz. Vigo gefällt mir schon wieder entschieden
besser. Es ist eigentlich immer dasselbe. |
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Vigo 3. Juni 35
Schon früh am Nachmittag kam Palmyra an Bord mit ihrer
Mutter. Als ich ihnen das Schiff zeigte, war Mama so
begeistert, dass sie mich sogleich zm Abendessen einlud. Ich
nahm natürlich an, denn nichts konnte mir lieber sein, als
auch die Sympathien von Mama zu erwerben. Es
wurde eine vergnügte Tafelrunde, denn die Unterhaltung in
einem Gemisch aus Englisch, Deutsch und Spanisch mit
entsprechender Mimik gab viel Anlass zum Lachen. Der spanische
Wein tat das Übrige, und wenn ich Pamyra beim Tanzen küsste,
drückte Mama beide Augen zu. |
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Vigo 4. Juni 35
Das scheint hier so eine richtige Wetterecke zu sein,
denn immer stehen dunkle Wolken am Himmel. Wahrscheinlich
kommt es durch die Berge, die rings um Vigo liegen und die
Stadt so zum Wetterzentrum machen. Mit einigen Kameraden machte ich einen Streifzug durch die
kleinen und kleinsten Kneipen. Als wir zum 'Rio-Kabarett' kamen, sah mich
Palmyra recht strafend an, denn sie hatte mich von der Brücke
abholen wollen, und ich war ja schon an Land. Wir versöhnten uns aber rasch wieder |
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Vigo 5. Juni 35
In einem benachbarten Ort war ein Stierkampf angesagt.
Es Konnten aber nur Kameraden hinfahren, die sich noch bis zum
Schluss unserer Reise ein Guthaben in Auslandsgeld bewahrt
hatten.
Bei einem Besuch auf der 'Emden' musste ich feststellen,
dass das Schiff doch recht verbaut ist. Trotzdem ließ niemand
von der Besatzung etwas auf sein Schiff kommen. Mit ihrer
gemachten Reise waren die Seeleute nicht so recht zufrieden,
denn es waren zu viele kleine und zu wenige große Häfen dabei. |
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Vigo 6. Juni 35
Heute war wieder einmal der berühmte letzte Tag
gekommen. Natürlich gehörten. Natürlich gehörten diese letzten
Stunden Palmyra, denn sonst hatte ich niemanden kennen gelernt. Sie
und Mama waren so herzlich und nett zu mir gewesen, und ich
bedauerte sogar, dass wir morgen wieder auslaufen werden. Aber daran
ist ja nie etwas zu ändern. Als wir uns an der Brücke
verabschiedeten, weinte das Mädel. Ich nahm die Kleine noch
mal ganz fest den Arm. |
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