|
18.
zurück nach Kiel
Vigo 7. Juni 35
Das Wetter hat sich gebessert. Es sieht so aus, als ob
wir gut durch die Biskaya kommen würden. Für 5 Uhr war
seeklar befohlen. Vorher war noch ein kurzes Bordfest auf der
Emden. |
|
|
|
|
|
|
Seetörn von Vigo nach Schillig Reede vom 7.
bis zum 10. Juni 35
Pünktlich um die befohlene Zeit gingen beide Schiffe in
See. Schon nach kurzer Zeit tauchten beide Schiffe die
Schnauzen tief ins Wasser, obwohl das Wetter schön war. Es war etwas Neues für uns im Verbande zu fahren, denn
bisher waren wir doch stets allein. Die Schiffe lösten sich
in der Führung ab, mal führte die 'Karlsruhe' mal die
'Emden'.
Am 10. Juni um 4 Uhr 35 nachmittags erreichten wir die
deutsche Hoheitsgrenze, und bald danach passierten wir das
erste deutsche Feuerschiff 'Borkum Riff'. Um 19 Uhr
warfen wir Anker auf Schillig Reede. Es ist doch ein
eigenartiges Gefühl, wieder in Deutschland, wieder in der
Heimat zu sein.
|
|
|
|
|
|
|
Schillig Reede 11. Juni 35
Schon früh morgens kamen hohe und höchste
Persönlichkeiten an Bord, u.a. der Chef der M-Leitung Admiral
Baeder, der B.S. und auch der Kommandant der
"Karlsruhe" auf der Weltreiese 1934/35 v. Harsdorf.
Sie hießen unser Schiff herzlich in der Heimat
willkommen.
Nachdem nun diese Herren unser Schiff wieder verlassen
hatten, machte wir Anker auf und fuhren Gefechtsmanöver, um
dem B.S. zu zeigen, was wir draußen gelernt hatten. In einer
kurzen Ansprache brachte er seine Zufriedenheit zum Ausdruck.
Spät am Nachmittag warfen wir wieder an der selben Stelle
Anker, wo wir auch vorher gelegen hatten.Bis zu unserer Weiterfahrt fuhren wir verschiedene
Gefechtsmanöver, wobei mal die 'Karlsruhe' und mal die
'Emden' der böse Feind war, um zu zeigen, was wir gelernt
hatten. |
|
|
|
|
|
|
Schillig Reede 12. Juni 35
Der B.S. besichtigte heute die "Emden", die
gestern als Zielschiff für uns gefahren war. Heute tauschten
wir die Rollen und waren der böse Feind, der bekämpft wurde.
Im Übrigen war der Tag langweilig. Den ganzen Tag nur auf-
und abzufahren, war nichts für uns Langstreckenleute. |
|
|
|
Schillig Reede 13. Juni 35
Die Besichtigungen waren nun erledigt. Wir brauchten nur
noch für das Sperr-Versuchskommando zu fahren. Es war ganz
interessant, wie durch unsere Minensuchgeräte die
Übungsminen von ihren Haltetauen gelöst wurden, und an die
Wasseroberfläche kamen. Nur in einem Fall war ein Versager
dabei. Die losgeschnittene Mine kam erst ganz achtern nach
oben in bedrohlicher Nähe der Schiffsschrauben. Wenn nun
tatsächlich, wie es im Ernstfall ist, eine hochempfindliche
Mine hochgegangen wäre, so wäre wohl von unserem leicht
gebauten Kreuzer nicht viel übrig geblieben. |
|
|
|
bis in den Kiel-Kanal 14. Juni 35
Heute, nachdem die ganzen Übungen
erledigt waren, wurden wir mit besten Wünschen nach unserem
Heimathafen entlassen. Am Nachmittag passierten wir die Brunsbüttler Schleuse, nachdem wir kurz vor der Einfahrt in
den Kanal, den über 150 m langen Heimatwimpel gesetzt hatten.
An der Schleuse selbst standen dicht gedrängt Marine-,
Reichswehr- und S.A.- Formationen. Der Aufenthalt in der
Schleuse wurde zu einer kurzen Begrüßung und zur
Postübernahme benutzt.
Dann ging es in langsamer Fahrt weiter immer näher auf
unseren Heimathafen Kiel zu. Überall, wo uns irgendwelche
Leute als 'Karlsruhe' erkannten wurde eifrig gewunken. Die
Mädels von der Kolonialschule winkten besonders eifrig. An
Bord herrschte eine sehr gehobene Stimmung, denn die Seeleute,
besonders die Besatzung, hielt sich an die alte Tradition:
"Jeder Kilometer eine Buddel Bier". Kurz vor
Eintritt der Dunkelheit wurde geankert. Das bedeutete aber
nich auch gleichzeitig: Ruhe im Schiff - ganz im Gegenteil, es
wurde weiter gezecht bis spät in die Nacht hinein. |
|
|
|
|
|
|
Kiel-Kanal bis Hafen Kiel 15. Juni 35
Das Wecken gestaltete sich ziemlich schwierig, denn
überall an Deck verstreut lagen umgesunkene
Seemannsgestalten. Als aber der Gedanke - heute sind wir in
Kiel - so einigermaßen ins Bewusstsein drang, war doch alles
wieder auf den Beinen. Die Holtenauer Schleuse war passiert,
und nun waren wir wieder drin, im Kieler Hafen. Ein großes
Bild, alle Schiffe der Flotte lagen an den Bojen. Heute war
doch der letzte Tag der 'Marinevolkswoche', und morgen beginnt die
'Kieler Woche'. Natürlich suchten wir neugierig das
Panzerschiff" Admiral Scheer". Aber ausgerechnet lag
das in der Wik und war nur schlecht zu sehen.
Nun passierten wir die Flotte. Dabei fluchte mancher
Seemann im Stillen, denn das lange Stillstehen fiel doch etwas
schwer. In großem Bogen ging es auf die Blücherbrücke zu,
wo schon dicht an dicht unsere Angehörigen standen. Auch die
angrenzenden Straßen waren überfüllt von Zuschauern. Beim
Näherkommen sah man manches Mutterauge feucht werden. Die
Freude war doch zu groß.
Nach einem kurzen Manöver lag unsere 'Karlsruhe' ruhig an
der Blücherbrücke und unsere 8-monatige Reise mit über 3 200
sm hatte ihren endgültigen Abschluss gefunden. |
|
|
|