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14. bis Colon
Seetörn von Acapulco nach Colon vom 8. bis 15. April 35
Nur ungern sah ich den mir schon gut bekannten Strand zu
verschwinden. Schon kurz vor Ausfahrt aus der Bucht von
Acapulco machten wir schon ein Bojenmanöver. Die Leute, die uns in
kleinen Booten begleiteten, klatschten und riefen Beifall.
Mich erinnerte das an eine Zirkusvorstellung.
In See wurden die Klarschiffübungen weiter entwickelt.
Waren die Übungen auf dem vorigen Seetörn zur Einführung
der Mannschaft in das 'Klarschiff' gedacht, so fuhren wir
diesmal mit laufendem Gefecht an Steuerbord ein richtiges
Gefechtsbild.
Der Golf von Tehuantepec, der uns beim ersten Passieren
so zusetzte, zeigte sich diesmal von seiner besten Seite. Er
war spiegelglatt. Nur als wir beim Verlassen schon fast unter
Land waren, schickte er uns noch ein kleines Stürmchen nach.
Wahrscheinlich lag die ruhige Fahrt auch daran, dass wir
diesmal näher unter Land fuhren als beim vorherigen
Passieren. Beim Loten hatten wir eine durchschnittliche Tiefe
von 35 - 40 mtr.
In der Nacht zum 15. lagen wir vor dem Panamakanal vor
Anker, weil nur tagsüber Schiffe passieren dürfen. Mit uns
warteten meist Fracht- und Öldampfer auf die
Durchfahrt.
Am meisten imponierte mir beim Passieren der Schleusen das
fabelhafte Voll- und Leerlaufen derselben. In ganz kurzer Zeit
hatten wir drei Schleusen und damit eine Höhe von
schätzungsweise 35 m überwunden. Mitten im Kanal hatten wir
das Vergnügen in einem reinen Süßwassersee baden zu können. Der
Verkehr ist sehr stark, und in kurzen Abständen passierten uns
Dampfer aller Nationen. So geht doch durch den Panama-Canal
ein großer Teil des gesamten Weltverkehrs.
Um zwei Uhr machten wir an der Pier in Colon fest. Kurze
Zeit darauf war ich auch schon klar zum Anlandgehen. |
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Colon, Panama 15. April 35
Zuerst schickte ich, wie gewöhnlich meine Karte für den
Direktor ab, denn ich weiß nie, wie die Hafentage werden.
Schon oft genug habe ich erst im letzten Moment die Karte
abschicken können. So langsam hat man seine Erfahrung und die
sagt mir, zuerst alles Notwendige besorgen und dann kann
kommen was will. Das war gut so, denn in der ersten Bar
lernten wir schon die richtigen Jungens kennen. Einer ist bei
der Armee und verdient als Koch ein gutes Stück Geld, ist
Deutscher und in Freiburg geboren. Der andere ist Marinemann,
geborener Amerikaner, und fährt auf dem U-Boot S13. Beide
sind famose Jungen und ich sehe schon kommen, dass wir noch
manchen Tropfen zusammen trinken werden. An diesem Abend
hatten wir jedenfalls alle die nötige Vo. Mit Jim verstehen
wir uns ausgezeichnet. Er will unbedingt Deutsch lernen. Es
wird sehr schwierig für ihn sein, schwieriger jedenfalls als
für uns das Lernen der englischen Sprache. |
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Colon 16. April 35
Im Hafen haben wir als Bäcker recht gute Tage. Wir
brauchen nicht zu backen, da das Brot von Land kommt. Wir
helfen nur ein wenig in der Kombüse und passen im übrigen
auf, dass uns der Küchenunteroffizier nicht zu oft beim
Nichtstun erwischt.
Schon früh kamen Jim und Julius an Bord. Nachdem wir ihnen
das Schiff gezeigt hatten, tranken wir eine eisgekühlte
Flasche Bier, die ich schon früh in den Eisschrank gelegt
hatte. In den Tropen kann man übrigens Flüssigkeiten in
solchen Mengen verkonsumieren, die man früher nie für
möglich gehalten hätte. Für abends war ein offizieller
Bierabend im 'Washington Hotel' angesetzt. Obwohl wir nicht
für derartige Abende sind, an denen eine Rede die andere
ablöst, gingen wir doch hin. Warum soll man nicht Bier
trinken, wenn es nichts kostet. Das war heute schon der zweite
Tag, an dem ich Andenken kaufen wollte. Hoffentlich komme ich
an einem anderen Tag noch dazu. |
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(Colon
17. April 35 vergessen)
Colon
18. April 35
Irgend etwas muss ich doch schon mit nach Hause bringen.
Also ging ich schon ganz früh während des Dienstes an Land,
um einzukaufen. Einkaufen kann man das aber eigentlich nicht
nennen, es ist vielmehr ein erbitterter Wortkampf um den Preis.
Es ist selbstverständlich, dass der Händler nur ganz langsam
nachgibt. Hat man die genügende Härte, so kann man, wenn
auch nach stundenlangem Wortgefecht, die Ware für 1/5 oder
1/6 des zuerst genannten Preises einhandeln. Und selbst dann
hat der Gauner daran noch doppelt und dreifach verdient.
Der Kapitän vom 'Durazzo', ein kleiner Küstendampfer der
Hapag, hatte uns gestern im 'Washington Hotel' für heute zum
Essen eingeladen. Leider wurde es durch die verkorksten
Umstände recht spät, denn Julius konnte erst spät kommen,
und wir hatten ihm versprochen zu warten. Es wurde schon
Dunkel, als wir von der Pier zum 'Durazzo' hinüber pfeifen
konnten. Wir pfiffen lang, lang, kurz in kurzen
Zeitabständen, aber nichts regte sich. Jetzt zeigte Jim, was
für ein Smarter Junge er ist. Zuerst wollte er in der 'Panama
Canal Zone Gesellschaft' ein Boot mieten, aber der Wachhabende
durfte das nicht machen. Dann brachte er aber fertig, dass von
der Küstenfunkstation die 'Durazzo' angemorst wurde. Das
hatte auch Erfolg. Nach kurzer Zeit fuhren wir mit dem kleinen
Rukswilly zur 'Durazzo' hinüber. An Bord gingen wir aber
nicht zum Kapitän sondern nach achtern in die 'Gartenlaube'
und tranken hier noch manche Flasche eiskaltes Bier im Kreis
der Jungens. Wie sie mir erzählten, war der Olle sehr in
Brass, weil wir nicht gekommen waren. Es hätte sich seine
Laune auch nicht gebessert, wenn wir noch so spät zu ihm
gegangen wären. |
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Colon
19. April 35
Morgen
fahren wr schon wieder raus. Die Tage vergehen wie im Fluge
und so wird es wohl auch mit dem ganzen Rest der Reise sein.
Ich hatte noch zu arbeiten, konnte also erst mittags von Bord,
während die anderen schon früh zum Baden gegangen waren. Wir
verabredeten uns für fünf Uhr in der 'Carlsbar', einem Lokal
mit Deutschem Besitzer. Inzwischen war ich im Swimming-Pool
vom 'Washington Hotel' baden. Auch das war großartig, nur
dass eben der schöne Strand von Acapulco fehlte. Die
Schwimmgelegenheit war natürlich besser.
Als
wir uns zur verabredeten Zeit in der 'Carlsbar' trafen,
beschlossen wir, heute noch einen ganz großen Schlag zu
machen. Durch die Tage zuvor waren wir auch gut in der Übung.
Die an diesem Tage verkonsumierten Alkoholmengen übertrafen
alles das, was wir bisher an den Tagen getrunken hatten. Jim
ist durch uns auch so richtig an den Suff gekommen, denn die
ersten Tage hinkte er immer nach, aber nun war er immer
voraus. Was so ein paar Tage doch ausmachen. Hoffentlich
bleibt er nicht dabei, sonst würde sein sportlicher
Standpunkt erheblich darunter leiden. |
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Colon
20. April 35
Heute
ist Hitlers Geburtstag. Wir haben im Topp geflaggt. Am Nachmittag sprach unser Kommandant zur Besatzung und zu den
an Bord gekommenen Deutschen. Das Bordfest war ein voller
Erfolg und die vielen amerikanischen Marineoffiziere waren
begeistert über die Fanfarenmärsche unserer Kapelle. Jim
hatte seinen Apparat mitgebracht und wir machten eine Menge
Aufnahmen, die er mir nach Kiel schicken wird. Sehr viel Zeit
hatte ich aber nicht, denn wir buken schon seit morgens Kuchen
für Ostern. So hatte ich mich nur kurz frei gemacht. Es ist
doch merkwürdig, zu den Festtagen bin ich in der Bäckerei.
Das war Weihnachten und Neujahr genau so. Ebenso wie Neujahr
fahren wir auch dies Mal einen Tag vor dem Fest aus, warum?
Vielleicht gibt es aus diesem Grunde kein Kantinengeld, damit
durch den Alkohol die Stimmung nicht noch schlechter wird.
Gleich nach der Abfahrt von der Pier machten wir an unserem
Tanker 'Hansa' fest. Erst zwei Uhr nachts gehen wir in See. |
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