8. bis Callao Lima

Peru (Callao, Lima)


Stiller Ozean 22. Jan. 35

Die stake Dünung hielt an und es war wie im Atlantik. Ich habe die Feststellung gemacht, dass starker und andauender Seegang sehr ermüdet, weil man immer bemüht sein muss, sein Gleichgewicht zu halten. Fast alle Divisionen machten Divisionsdienst, denn in einigen Wochen ist große Besichtigung durch den Kommandanten.

 

Stiller Ozean 23. Jan. 35

Heute machte der Stille Ozean seinem Namen alle Ehre, denn das Wasser war zeitweilig spiegelglatt. Wie in der Maggelanstraße, aber da waren zu beiden Seiten hohe Berge, die den Wind abfingen. 

Ab und zu sah man heute eine Hairückenflosse, aber Fangversuche blieben bis jetzt erfolglos. Oft beobachteten wir, wie ein Wal beim Auftauchen eine hohe Wassersäule ausstieß. Es ist schon wieder recht warm geworden.

 

Stiller Ozean 24. Jan. 35

Wir haben einen Toten an Bord. Nicht durch einen Unglücksfall, sondern durch schwere Krankheit ist unser Kamerad dahin gegangen von wo es keine Wiederkehr gibt. Mitten in den Vorbereitungen zum Einlaufen wurde "Alle Mann Achteraus" gepfiffen. Unser Kommandant machte uns mit dem Ableben des Obergefreiten Herrmann Klingen bekannt. Er war Dortmunder, also ein Landsmann von mir. Bis jetzt hat jede Reise der "Karlsruhe" ein Menschenleben gekostet, und hoffentlich ist es "der" Tote dieser Reise. Trotz der Arbeit bemüht sich jeder, ruhig zu sein und unseren Toten in seiner letzten Ruhe nicht zu stören. Die Stimmung ist an diesem Tage recht niedergedrückt, wie man sich denken kann. Es ist uns doch einmal wieder vor Augen geführt worden, wie nahe uns der Tod ist. Um 10.30 Uhr liefen wir in Callao ein und ankerten einige hundert Meter von der 'Geeter' entfernt.

 

Callao 25. Jan. 35

Heute wurde unser Tote mit allen militärischen Ehren auf dem Europäerfriedhof in Bellavista, nahe bei Collao, beigesetzt. Drei Ehrensalven waren der letzte Gruß von uns an ihn.

Calloa selbst ist unbedeutend und hat sehr schmutzige Straßen. Lima kann man mit der Straßenbahn, die mit Schnellzuggeschwindigkeit fährt, in 20 Minuten erreichen. 

Es war dunkel als wir ankamen und die zur 400-Jahrfeier beleuchteten großen Gebäude sahen sehr schön aus. Am besten machte sich die Kathedrale, die noch aus der Zeit der spanischen Eroberer stammt. Die Straßen sind ziemlich breit und sauber asphaltiert. Im deutschen Club "Germania" trinkt man ein gutes Glas Bier. Man traf recht wenig Deutsche, nicht so, wie man es eigentlich von den letzten Häfen her gewohnt war.

 

Callao 26. Jan. 35

Heute wurde oft Salut geschossen. Unter anderen hohen Persönlichkeiten besuchte uns auch der Kommandant der "Geeter". Mit dessen Besatzungsangehörigen konnten wir uns ausgezeichnet verstehen. Sie sind gute Freunde, warum sollte es anders sein? Doch auf höheren Befehl müssten wir aufeinander schießen und uns vielleicht töten.

 

Callao-Lima 27. Jan. 35

Die Bahnverbindungen sind sehr gut, trotzdem dauert es eine halbe Stunde bis man in Lima und eine Stunde bis man in Miraflores ist. Hier wohnen die reichen Leute von Peru. Im dortigen deutschen Verein verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag und Abend. Ich kegelte zum ersten Mal in meinem Leben und warf gleich alle Neune. Dafür war ich nachher umso schlechter.

 

Callao-Lima 28. Jan. 35

Im deutschen Club in Lima war großer Tanzabend und es gab Freibier. Es war müde, sowohl die Musik wie auch die anwesenden deutschen Frauen. Erwin und ich hielten uns an das Bier bis wir leichte Schlagseite hatten. Er ist mein neuer Bekannter, kommt aus Hamburg und ist schon lange in Südamerika. Seine Mutter hat ein großes Gut oben in den Cordilleren. Später kamen einige peruanische Frauen, rassige Kinder, sehr hübsch angezogen. Das war schon eher etwas. Sennorita Rosa konnte auf deutsch nur: "meine liebe Schatz", aber das genügte zum guten Verstehen.

 

Callao-Lima 29. Jan. 35

Mit Erwin und Helmut, sein Freund ein Sachse, trank ich erst mal an Bord ein kerniges Glas deutsches Bier. Die Folge war, weil unser Bier viel stärker ist, dass die Jungen rasch vergnügt wurden. 

An Land in Lima zeigten sie nur, was zur 400-Jahrfeier geschafft und geleistet worden ist. Das ist alle Anerkennung wert. Großzügige Straßen, Park- und Platzanlagen sind geschaffen worden. Das muss dem Staat eine Menge Geld gekostet haben. Was ich vermisste waren ordentliche Tanzlokale, so wie wir sie in Deutschland haben, gibt es hier nicht. Sie tanzen zu Hause, im Club oder es sind billige Bumslokale. In so einem Laden waren wir den Abend. Auffallend waren die vielen deutsch sprechenden "Damen", die dem Akzent nach aus Deutschlands Osten stammten.

 

Callao-Lima 30. Jan. 35

Es waren alle Vorbereitungen getroffen worden, um eine Menge Besucher an Bord zu Empfangen. Aber es kamen nur wenige. Hier ist eben Peru und nicht Brasil oder Chile. Mag sein, dass wir so weit draußen liegen und die Dünung so stark ist, was viele Leute scheuen. Abends übernahmen wir Öl von unserem Ölschiff "Hansa", was auch wegen der Dünung schwierig war. Kurz darauf mussten wir auch die Stützen der Sonnensegel bergen, da sie ziemlich verbogen waren. Keine leichte Arbeit.

 

Callao-Lima 31. Jan. 35

Eine größere Abteilung von uns machte heute mit einem Sonderzug eine Fahrt in die Hochkordillere. Interessant die Bergkolosse von der Nähe zu bestaunen, auch die Vielen Brücken und Tunnel der Bergbahn, die uns auf 3600 m brachte. Technisch bewundernswert war die Bahnanlage, die sich über schmale, in die Steilwand eingehauene Wege, über kühne Brückenbauten und durch unzählige Tunnel steil in die Höhe windet. Um viele unnötige Umwege zu ersparen, wird der Zug in Größerer Höhe einmal geschoben und einmal gezogen. Bei alledem wird das Lokomotivmaterial sehr stark beansprucht. 

In Rio Blanco, unserer Endstation, konnten wir einen kurzen Blick in das Leben der Einwohner tun. Es ist, bei der Kargheit des Bodens, schwer, ärmlich und anspruchslos.

 

Callao-Lima 1. Feb. 35

Mit Erwin besichte ich den Strand, die Pochitos, die einzige Badegelegenheit in dieser Gegend, da sonst überall Haie zu befürchten sind. Das Wasser ist sehr salzig, aber gut zum Schwimmen. Hier herrscht sonntags Hochbetrieb. Bei der ziemlichen Begrenztheit des Strandes wird wohl eine fürchterlich drangvolle Enge herrschen. Heute waren nur einige Besucher da, und es machte Spaß, sich im Wasser auszutollen. 

Als wir gemütlich im Sand lagen, erzählte Erwin mir das Leben in Peru und den Unterschied zu Deutschland. Er gab zu, dass man hier vieles habe, was Deutschland nicht bieten könne, Stierkämpfe u.s.w. Aber sonst ist auch viel zu bemängeln. Das Heiraten z.B. ist das größte Geschäft, das eine Familie machen kann. Die Kinder werden gleich so erzogen, dass von einer Liebesheirat in den seltensten Fällen die Rede sein kann.

 

Callao-Lima 2. Feb. 35

Gegen 12 Uhr lief der englische Kreuzer "Geeter" aus. Viele Abschiedssignale wurden gewechselt. 

Im deutschen Verein war ein kleiner Tanzabend vorgesehen. Über die Frauen amüsierte ich mich im Stillen. Scheinbar dachten sie, die Gelegenheit richtig auszunützen und einen Seemann im Arm zu haben. In einigen Tagen läuft Hein Seemann aus und kann nicht mehr aus der Schule plaudern. 

 

Callao-Lima 3. Feb. 35

Die peruanische "Gesellschaft" wurde heute an Bord empfangen. Manche Leute benahmen sich unglaublich. Über alles Angebotene, ganz gleich ob Gebäck, Sandwichs, Zigaretten oder Getränke, fielen sie im wahrsten Sinne des Wortes her. Scheinbar wollten sie die seltene Gelegenheit reichlich ausnutzen, sich auf deutsche Staatskosten vollzufressen.

 

Callao-Lima 4. Feb. 35

Das Koloniefest, das unsertwegen in Miraflores veranstaltet wurde, war eine große Sache. Alles, was Namen und Rang hatte, nahm teil. Es wurden wieder viele Freundschaften geschlossen. Das Fest hätte nur zu Anfang unseres Besuchs sein müssen, so sind diese Bekanntschaften nur von kurzer Dauer, denn in zwei Tagen laufen wir schon wieder aus. Erwin und seine Freundin, ein liebes Mädel, wollen mir ein schönes Geschenk machen. Es wird nur nicht zur Zeit fertig. In San Francisko soll ich es bekommen.

 

Callao-Lima 5. Feb. 35

Heute war Bordfest für die Deutschen Limas. Es war ganz schön, weil das Fest später als sonst, nämlich von 6 - 8 Uhr war. Das haben wir vom Engländer gelernt. Morgens kam der Staatspräsident von Peru an Bord. Ihm zu Ehren war über die Toppen geflaggt worden, die Divisionen angetreten und bei Anbord- und Vonbordgehen wurden 63 Schuss Salut gefeuert. Abends feierte ich mit Erwin und seinem Mädel Abschied. Der Junge ist ein lieber Kerl. Ich werde ihm auch schreiben.

 

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