10. bis San Pedro


Stiller Ozean 25. Feb. 35

Schon von früh an wurde überall Reinschiff gemacht, kommen wir doch nach San Pedro, dem Hauptstützpunkt der amerikanischen Flotte. Da soll unser Schiff den vielen fachkundigen Blicken ein einwandfreies Äußeres bieten. Das Arbeiten mit Pütz und Feudel war bei der Kälte keine Freude, vor allem nicht, wenn noch dazu von den Vorgesetzten großartige Redensarten geführt wurden. Es war immer der selbe Rees, der geschwungen wurde. Das ging langsam auf den Wecker.

San Pedro 26. Feb. 35

Jeder wollte als erster die amerikanischen Kreuzer und Schlachtschiffe sehen. Wegen des hartnäckigem Nebels sahen wir die Kolosse erst beim Einlaufen in den Hafen. Sie liegen ziemlich weit auseinander gezogen vor Anker.

Es war für uns ein ungewohnter und großartiger Anblick wie die wuchtigen Schiffe eines nach dem anderen aus dem Nebel auftauchten. Auffallend sind bei allen Schiffen die außerordentlich stark betonten Gefechtstürme, sowie die vielen Kräne für Boote und Flugzeuge. Unser Kommandant fuhr ein schneidiges Anlegemanöver fast wie mit einem Torpedoboot.

Hollywood und Los Angeles sind mit dem Auto gut zu erreichen. Kaum an Land, saßen wir schon im Auto mit Fahrer und fuhren nach Hollywood. Hier merkte man nichts von seinem Ruf als Filmzentrum. Die Studios liegen alle außerhalb. Auffallend sind nur die vielen Modegeschäfte, Kinos und Schönheitsspezialisten. Ein Theater liegt auch an der Hauptstraße, ist aber geschlossen. Der Amerikaner hat für diese Art Kunst kein Verständnis. Abends waren wir im Hofbräuhaus, ein imitierter bayrischer Betrieb, wie ich es bis jetzt schon oft genug gesehen hatte. 

Unser Fahrer war geborener Hamburger und Porträtmaler der Filmstars. Er hatte ein hübsches Häuschen mit Blick auf Hollywood und eine sehr hübsche Frau, die Schauspielerin am Theater ist. Er wusste sehr fesselnd über Amerika im Allgemeinen und Hollywood im Besonderen zu erzählen. Was der Durchschnittsamerikaner von Hitler glaubt sei niederschmetternd. Für ihn sei er der größte Verbrecher des Jahrhunderts. Alles Erfolge der jüdischen Hetzpropaganda. 

Es ist sehr frisch wir frieren. Der Übergang von den Tropen in dieses Klima war zu plötzlich.

San Pedro - In See 27. Feb. 35

Gestern ist unser Boot schon zum Kaliberschießen klar gemacht worden. Die Reling, Flaggenstock und Gösch wurden umgelegt und geben einen kleinen Begriff vom Aussehen des Schiffes beim "Klarschiff". Die Scheibe wurde uns von der amerikanischen Marine zur Verfügung gestellt. Ich fand das sehr vorurteilslos. Schon früh, gegen 6 Uhr fuhren wir aus. Der Schlepper war aber erst gegen 12 Uhr auf Position, und dadurch verspätete sich das Schießen. Es wurden Anläufe der mitlr. und lcht. Artillerie geschossen. Die Ergebnisse der lcht. Artillerie waren gut, bei der mitlr. Artl. versagten viele technische Apparate. Neu war für uns bei den Nachtanläufen das Schießen mit Leuchtgranaten. Das sind Granaten mit einer Leuchtfüllung, die hinter dem Gegner detonieren und durch das Licht seine Stellung verraten. Spät in der Nacht liefen wir wieder in San Pedro ein und machten an der Pier fest.

San Pedro 28. Feb. 35

Am Morgen wurde das Schiff außenbords gemalt. Es hatte durch die langen Seetage viel an Aussehen verloren, und in San Franzisko wollen wir doch, wie immer, einen guten Eindruck machen.

An Land fuhren wir dieses Mal mit dem Repräsitationswagen eines Millionärs nach Los Angeles. Wir fuhren durch Long Beach. Hier steht ein Ölturm neben dem andern, denn es ist die ergiebigste Ölquelle Kaliforniens. Aus diesem Grunde wird wohl auch ein Teil der amerik. Flotte in San Pedro stationiert sein. 

Etwas Neues lernte ich heute in einer Dancing-Hal kennen: ein großer Saal mit spiegelglattem Parkett und einer erstklassigen Tanzkapelle. Eine Reihe ausgesucht hübscher, rassiger Frauen wartete darauf, für ein 10 ct.-Ticket zum Tanz geholt zu werden. Die Kapelle spielte ununterbrochen, und wenn mann nicht acht gab, hatte man schnell einen Dollar vertanzt. Trotzdem war es ein Genuss zu tanzen, wobei alle Bedingungen für den vorbildlichen Tanz vorhanden waren. 

In einem Kellerlokal sahen und hörten wir danach eine Negerrevue mit echter Jazzmusik, eine unüberhörbare Konzentration von Rhythmus. Auf die Minute genau waren wir an der Pier. Es blieb uns kaum Zeit für einen Händedruck.

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